wieso es gibt 3633 emojis
Kurzbeschreibung
Der Wiener Künstler Marcuse Hafner aka Renfah möchte seinen Freund Christoph Schwarz zu einem neuen, bahnbrechenden Filmprojekt überreden: Ein Film, nur erzählt über Emojis! Zur Illustration seiner Idee schickt Renfah unzählige Kurznachrichten an Schwarz, die dieser weitestgehend ignoriert, er kann darin beim besten Willen keinen tieferen Sinn erkennen. Schwarz möchte mit dem Projekt eigentlich nichts zu tun haben- aber wie soll er das seinem Freund erklären, ohne ihn zu kränken? Da mischen sich Christophs sechsjährige Tochter Rosa und Renfahs Hund Fridolin ins Geschehen ein…
Allein auf Emojis zurückzugreifen, um in einem Film Gefühle, Gedanken und Gesagtes zu transportieren, kann als Bankrotterklärung an das Medium verstanden werden. Oder aber man macht es wie Christoph Schwarz, dessen Arbeiten stets eine Mischung aus Kalkül und Zufall sind, grobe Versuchsanordnungen, bei denen er für alle Ergebnisse offen ist. (Diagonale 2022, Katalogtext)
A film told entirely via emojis. Groundbreaking or not really? The Viennese artist Renfah is convinced of an idea and texts the “script” to his friend Christoph Schwarz. Emoji after emoji the meaning of the symbols becomes increasingly diffuse. Renfah promptly misunderstands Schwarz’s exit sign. But then comes a blessing in disguise: a child and a dog take ovr the project development.
Credits
Kurzfilm, Österreich 2022
Dauer: 8min – Format: DCP
Buch & Regie
Christoph Schwarz & Marcus Hafner
Darsteller Christoph / Markus / Rosa / Fridolin
Kamera & Farben Victor Kössl
Postproduktion Christian Schwab
gefördert von
Wien MA7
Kulturland Burgenland
Secret Link Anfrage
contact (ät) christophschwarz.net
„Der metafiktionale Standardreflex“
Interview mit Christoph Schwarz zu „wieso es gibt 3633 emojis“
Daniel Bleninger, Buffet Kolosseum, Wien IX.
Gratuliere zu diesem tollen Filmtitel! Spielten dabei aufmerksamkeitsökonomische Überlegungen eine Rolle?
Es ist sicher der beste Titel, den ich bis jetzt für einen Film gefunden habe- und wenn ein Titel raussticht, ist das sicher kein Fehler. Gleichzeitig steckt in diesem Satz der Kern des Films: ein Diskussion darüber, ob eine filmische Handlung zufriedenstellend ausschließlich mit Emojis bestritten werden kann – oder eben nicht.
Dieser Widerstreit spielt sich vor den Augen des Publikums zwischen Dir und einem langjährigen künstlerischen Partner von Dir, dem Medienkünstler & Co-Regisseur Marcuse „Renfah“ Hafner ab. Gab es diese Überlegungen zu einem „Emoji-Film“ tatsächlich?
Ja, natürlich gab es die, „wieso es gibt 3633 emojis“ ist eigentlich sehr dokumentarisch gehalten. Renfah hat mich einige Tage lang mit Emoijlawinen überfrachtet, mit denen ich wenig anfangen konnte. Ich hatte aber sofort das Gefühl, dass dieses Unvermögen meinerseits und Renfahs Hartnäckigkeit komödiantisches Potential haben. Vielleicht ist es aber auch mein metafiktionaler Standardreflex, der oft in Erscheinung tritt, wenn ich eine Filmidee auf ihr Potential abklopfe: ich finde es immer noch spannender, einen Film über einen Regisseur zu machen, der eine Idee für einen Film hat. Mag sein, dass ich mich damit schon viel zu oft wiederholt habe, irgendwie macht es mir trotzdem mehr Spaß.
Das Publikum hat ja auch die Möglichkeit, eine eigene Meinung zum Potential von Emojifilmen zu entwickeln. In gewisser Weise macht dein „Metafiktionsreflex“ immer eine weitere Bedeutungsebene im Diskurs auf.
Genau, ich fand es spannender, die „Emojifilmfrage“ an das Publikum weiterzugeben: ob und wie könnte moderne Symbolkommunikation im Medium Film seine unbestrittenen Qualitäten ausspielen? Und die gibt es ja ganz bestimmt! Alleine die Möglichkeit, die Grenzen der Nationalsprachen mühelos zu überschreiten, „Emoji“ als Weltsprache zu denken, das wäre schon ein großer Gewinn! Und das Potential wird von Jahr zu Jahr größer, wenn immer neue Emojis freigeschalten werden, was auch den Filmtitel von Jahr zu Jahr ändert: in der ersten Drehbuchfassung hieß er noch: „wieso es gibt 3019 emojis“.
Euer Film wirf am Ende ja auch Fragen zur interspeziellen Kommunikation auf. Ein naheliegender Schlussgag in eurem filmischen Personal, oder steckt da mehr dahinter?
Marcuse Hafner hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Beziehung zwischen Hunden und Menschen auseinandergesetzt und letztes Jahr das Buch „Hund und Herr“ veröffentlicht. Er kritisiert den Speziesismus und bringt ein tieferes Verständnis für die Kommunikation zwischen allen Lebewesen auf. Ich scheitere im Gegensatz zu ihm ja schon daran, seine einfachen Emojigeschichten zu enträtseln, mir fehlt die Phantasie, und mit Tieren habe ich es auch nicht so. Es besteht aber Grund zur Hoffnung, dass die nächste Generation in Form meiner Tochter Rosa das alles besser hinbekommt! Die Schlußpointe ist aus meiner Sicht auch deswegen naheliegend, weil im Gegensatz zur schriftlichen Sprache Kommunikation mit Emojis viel stärker auf Tiersymbole zurückgreift – das bekommt natürlich noch eine ganz neue Komik, wenn ein Hund und ein Kindergartenkind mit Hilfe von Katzenbildern miteinander kommunizieren.