Weissagung

Solidaritätsvideo mit Extinction Rebellion
Kurzbeschreibung

Die haarsträubendsten Ausreden, warum nichts gegen die Klimakrise unternommen wird, hat der Wiener Filmemacher Christoph Schwarz in seinem poetischen Videoclip „Weissagung“ versammelt, um zur Solidarität mit KlimaaktivistInnen aufzurufen.

Erst, wenn der letzte Wald für einen Autobahnzubringer gerodet ist, werden wir merken, dass man Geld auch in ein Alpenchalet samt Privatarmee investieren kann.

Erst, wenn Hitzetote im täglichen Ticker verlautbart werden und Kinder nur in der Nacht zum Spielen ins Freie dürfen, werden wir merken, dass man in gekühlten Elektroautos ganz entspannt Klaviersonaten von Schubert hören kann.

Erst, wenn europäische Solidarität bedeutet, an Landesgrenzen auf Klimaflüchtlinge zu schiessen, werden wir merken, dass es uns allen gut geht, wenn es der Wirtschaft gut geht.

Erst, wenn brennende Wälder zu Folklore werden und Artenschutz ins Metaversum abwandert, werden wir merken, dass man Skipisten auch überdachen kann.

Erst, wenn unsere Enkelkinder fragen, warum wir nichts gegen die Erderhitzung unternommen haben, werden wir unsere Ausreden selbst nicht mehr glauben.

Erst, wenn der Regen für Monate ausbleibt, und dann das Land unter seinen Fluten begräbt, werden wir merken, dass es viel zu spät ist.

Credits

Kurzfilm, Österreich 2022
Dauer:
3min
Konzept & Text Christoph Schwarz
Stimme Suse Lichtenberger
Kamera Jakob
Postproduktion Christian Schwab
Farbkorrektur Mike Kren
Musik “It’s the end of the world as we know it (and I feel fine)” by R.E.M.

Danke an die mutigen AktivistInnen von Extinction Rebellion Österreich

 

 

„Wir blockieren unsere Enkelkinder“
Interview mit Christoph Schwarz zu „Weissagung“, 20.12.2022, transkribiert von Daniel Bleninger

Christoph, warum solidarisierst Du dich mit den KlimaaktivistInnen und stellst deine neue Arbeit „Weissagung“ exklusiv für Promozwecke „Extinction Rebellion“ zu Verfügung?

Ich habe schon in der Vergangenheit die eine oder andere Aktion von XR dokumentiert. In diesem Fall wollte ich aber einen Film machen, der länger als die normale Halbwertszeit eines dieser Clips Bestand hat. Wir haben dafür im Oktober mehrere Aktionen von XR mitgefilmt, die zeitgleich erfolgten. Am Schnitt wurde mir aber klar, dass es viel konzentrierter und besser zu verstehen ist, wenn man bei einer einzigen Blockade bleibt, und diese chronologisch erzählt.

Warum empfindest Du Hochachtung vor AktivistInnen, die sich das Recht herausnehmen, eine weitaus größere Menge an Menschen in ihrer natürlichen Bewegungsfreiheit zu beschneiden?

Es ist tatsächlich umgekehrt: unsere Gesellschaft nimmt sich das Recht heraus, die Freiheit von vielen nachkommenden Generationen massiv zu beschneiden. Wir blockieren unsere Enkelkinder. Hier in diesem Land, vorallem aber in den Ländern, die historisch am wenigten zur Erderhitzung beigetragen haben. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, wissen wir alle, dass unser Lebensstil bei weitem nicht nachhaltig ist. Wir haben es uns aber alle ganz gut eingerichtet in unserer Verdrängung, in unseren Ausreden. Jede Aktion, an der keine Menschen zu schaden kommen und auf den Klimanotstand aufmerksam macht, ist notwendig um das Thema in alle Ecken der Gesellschaft zu bringen. Wir unterschätzen das Potential, das ziviler Ungehorsam, Protest auf der Straße ganz allgemein hat.

Wie kam es zur Wahl dieses pathetischen Titels „Weissagung“?

Die Struktur des Clips spielt auf die „Weissagung der Cree“ an, der Spruch, der seit den 80er Jahren allgegenwärtig ist: wenn erst alles zubetoniert ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. Ich habe den Spruch aktualisiert: um viel Geld wird man sich auch in 80 Jahren ein „Chalet in den Alpen samt Privatarmee“ leisten können. Ich möchte, dass sich mein Publikum aber die Frage stellt: wollen wir das wirklich? Wollen wir für unsere kurzfristigen Konsumansprüche wirklich das Überleben auf diesem Planeten gefährden? Wollen wir, dass Hitzetote wie Coronatote im täglichen Ticker kommuniziert werden?

Christoph Schwarz (41) ist Filmemacher und lebt mit seiner Familie in Wien-Alsergrund. Für seinen Essayfilm „Die beste Stadt ist keine Stadt“, der multiple Sichtweisen auf die Seestadt Aspern vereint, wurde er 2020 mit dem Österreichischen Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Der Film ist noch bis Ende des Jahres auf der Website von Christoph Schwarz zu streamen: www.christophschwarz.net/dbsiks

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