Niedliche Sabotage

Ausstellung im KLUCKYLAND, Mai 2023
Kurzbeschreibung

Der Wiener Filmemacher Christoph Schwarz (*1981) zeigt Versatzstücke und Videoclips, die auf klimaaktivistische Interventionen verweisen, die er in den letzten Jahren in Wien realisiert hat. Hauptaugenmerk liegt auf der Sichtbarmachung von Privilegien des motorisierten Individualverkehrs in der Stadt. Der harmlose Ausstellungstitel ironisiert das Konzept der „friedlichen Sabotage“, in der Infrastrukturen des fossilen Kapitalismus (Pipelines, Autobahnbaustellen, SUVs) als Waffen definiert werden und unschädlich gemacht werden müssen, um die dramatischsten Folgen der menschengemachten Erderhitzung abzumildern.

Die gezeigten Videoclips können zur Gänze hier angesehen werden.

Credits

realisiert gemeinsam mit
Andrea Lüth & Gerald Rossbacher
Danke an: Thomas Schwärzler

 

Interview mit Christoph Schwarz zu „Niedliche Sabotage“ im Kluckyland
geführt mit Daniel Bleninger, 23.4.2023

Christoph, Du zeigst im Projektraum Kluckyland (Leitung: Andrea Lüth und Gerald Rossbacher) im 20. Bezirk in Wien Objekte und Videoclips zu klimaaktivistischen Interventionen von Dir, die du in den letzten Jahren entwickelt hast. Was ist der roten Faden dieser Ausstellung?

Ausgehend von meinem Generalthema, ein Jahr lang ohne Geld zu leben, habe ich mich mit der Vorherrschaft des Automobils über den städtischen Raum auseinandergesetzt. Meine Herangehensweise war aktivistisch, dh ich war auf der Suche nach starken Bildern und guten Geschichten, die die Kraft haben, andere Menschen davon zu überzeugen, dass eine Neuaufteilung des öffentlichen Raumes zwingend erfordlich ist, wenn wir nicht nur von einer sozialeren, emissionsärmeren Zukunft träumen, sondern diese auch wirklich umsetzen wollen. Im Rückblick habe ich erkannt, dass hier eine Serie entstanden ist, die man auch gemeinsam ausstellen kann.

Viele Arbeiten wirken in ihrer formalen Umsetzung naiv-infantil, was im Kunstkontext dann reflexartig als ironisch gedeutet wird. Ich denke da an dein „Lauto“, ein Karton-Mockup eines Autos, in dem sich eine Soundbox versteckt, mit dem ihr durch eure Nachbarschaft gefahren seid um die Lärmprivilegien des Autoverkehrs vorzuführen. Auch der Ausstellungstitel „Niedliche Sabotage“ verstärkt diesen Eindruck. Ist dir der drohende Klimakollaps eine zu schwere Kost?

Bei der Suche nach einem passenden Titel wollte ich etwas finden, das diesem Spannungsfeld gerecht wird. Die katastrophalen ökologischen Aussichten und daraus abgeleitet gesellschaftspolitisch sehr konkrete, provokante Forderungen die noch nicht Mainstream sind, und andererseits eine sehr zugängliche, spielerische Umsetzung, die oftmals auch eine falsche Fährte legt. Dieser Zugang wird mit „Niedliche Sabotage“ perfekt umschrieben. Unter dem referenzierten Kampfbegriff der „friedlichen Sabotage“ versteht man Protestformen, die Gewalt gegen Menschen dezidiert ausschließt, aber nicht davor zurückschreckt, Sand ins Getriebe der fossilen Energie zu streuen. SUVs, Pipelines und andere Infrastrukturen des fossilen Kapitalismus werden als Waffen angesehen – der Akt der Sabotage, seine Unbrauchbarmachung kann somit als Entwaffnung gewertet werden. Es gibt ja eigentlich nichts geschmackloseres, als Luftballons einer Kindergeburtstagsparty in einem Ausstellungsraum – das finde ich eigentlich dann sowieso schon wieder toll – aber wenn die Ballons mit der Luft aus Reifen von SUVs aus der Nachbarschaft aufgeblasen wurden, ist die Kinderjausn natürlich vorbei und es wird bierernst.

Ist das dein künstlerischer Ansatz: dem drohenden Kollaps mit Humor zu begegnen?

Ja, das liegt wohl in meiner Natur, auf eine Metaebene zu springen, auf der es dann auch okay ist, zu lachen. Ich mache mich dabei aber nicht über andere lustig, sondern meistens über mich selbst. Ich möchte aber nicht, dass die politischen Botschaften durch diesen Unterhaltungsfaktor ignoriert werden können, sondern eher, dass es dem Publikum leicht gemacht wird, anzudocken.

Wie wichtig sind dir die Videos in der Ausstellung, wie wichtig die Objekte?

Als Filmemacher habe ich von Anfang an das Ziel gehabt, meine aktivistischen Projekte auf klar verständliche Kurzclips runterzubrechen, die auf Social Media verbreitet werden können. In der Ausstellung  werden die jeweiligen Aktionen nochmals physisch erfahrbar, zumeist durch Stellvertreterobjekte. Wir haben uns bewußt dagegen entschieden, zB das Cabriobeet (Anm. ein zum Hochbeet umgewandeltes Cabriolet) vor den Ausstellungsraum zu parken, und auch keinerlei Erdäpfel in der Nachbarschaft angebaut (Anm. Referenz an die „Kreiskartoffel St. Marx“). Mir ist es wichtig, das meine Ideen und aktivistischen Vorschläge nicht nur im Kunstkontext diskutiert werden, sondern dass auch die Videoclips im Ausstellungszeitraum von Gehsteig aus durchs Schaufenster zu betrachten sind. Social Media im besten Sinne soll das werden!

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